Wie funktioniert eine Seligsprechung?

Wie funktioniert ein Seligsprechungsprozess?

Am Beispiel unseres Gründers, des Dieners Gottes, Frank Duff (1889 – 1980)
von Pfarrer Eamonn McCarthy, Dublin

Die Frage, die einem im Zusammenhang mit Frank Duffs Seligsprechungsprozess wohl am meisten gestellt wird, ist diese: „Was glauben Sie, wann er denn heiliggesprochen wird?“ Es ist dies eine berechtigte Frage. Immerhin, begehen wir nicht schon seinen 25. Todestag und sollten wir nicht schon langsam einen kleinen Fortschritt in Richtung Heiligsprechung sehen? Natürlich kann man nicht in die Zukunft blicken, da es zu viel Unwägbares gibt, nicht zuletzt den Willen Gottes! (…)

Was Frank Duffs Prozess angeht, können wir ein bisschen über den Verlauf der Dinge berichten, die bisher geschehen sind.
Auf Vorantreiben des damaligen Geistlichen Leiters der Legion Mariens, P. Joseph Moran OP, begann ein Team von Freiwilligen, die alle Mitglieder der Legion Mariens waren, sich einmal pro Woche zu treffen, um alle Schriften zu sichten.
Man beschloss, das Haus Frank Duffs in Ordnung zu bringen und so herzurichten, dass Besucher die Atmosphäre seiner Zeit verspüren würden. Es wurde sehr darauf geachtet, dass Möbel und Hausrat so platziert wurden, wie Frank Duff sie gestellt hatte.
Einige Legionäre begannen, die gesamte Bibliothek Frank Duffs zu katalogisieren. Das sind rund 1.750 Bücher, die nun in großen Büchertruhen aufbewahrt werden und Einblick in die geistliche Literatur Frank Duffs geben.

Man wusste, dass Frank Duff viel geschrieben hatte, wie viel es aber tatsächlich war, konnte sich kaum jemand vorstellen. Das erste Team von Helfern setzte sich zum Ziel, alle publizierten und nicht publizierten Schriften zu sammeln und aufzulisten. (…)

Zu den nicht publizierten Schriften zählen ca. 2.000 Skizzen von Reden und Allocutiones, die Frank Duff selbst aufbewahrt hatte. Diese mussten aus Referenzgründen von der Fülle der anderen Schriften weggenommen und separat katalogisiert und aufgelistet werden.
Gleichzeitig begann man in den Achtzigerjahren, das gesamte Audiomaterial zu sammeln und Tonkanäle von Originalkassetten auf Audiokassetten zu überspielen. Bisher wurden 135 Kassetten überspielt. Diese Aufzeichnungen wurden als nächstes grob als Textdateien niedergeschrieben, um das gesprochene Wort auch auf diese Weise zu erhalten.
Weitere Tausende Briefe, die an Frank Duff gerichtet und von ihm selbst in seiner Wohnung und nicht, wie sonst üblich, im Legionsarchiv aufbewahrt waren, sind ein zusätzlicher Fundus an Material. Diese Briefe durchziehen sein Arbeitsleben von 1919 bis 1980, sind zum größten Teil privater Natur.
Vielleicht die wichtigste Aufgabe, die der Eröffnung des Seligsprechungsprozesses voranging, war es, alle jene Briefe aus dem Legionsarchiv zu nehmen, die von Frank Duff selbst geschrieben worden waren.
Anfang der Neunzigerjahre begann man, ungefähr 30.000 Briefe, die Frank Duff geschrieben hatte, chronologisch abzuheften. Das dauerte zehn Jahre. (…) Das Ergebnis dieser enormen Aufgabe sind 212 Ordner, die stolz die Regale des Prozessbüros zieren.
Außerdem wurde der Versuch unternommen, alle Fotografien und Dias zu sammeln, die Frank Duff selbst geschossen hatte oder die von ihm gemacht worden waren. Auch diese gehen in die Tausende.
Weiters wurden biographisches Material, Bücher, Zeitschriften und Zeitungsausschnitte gesammelt sowie einige inoffizielle Audio-Interviews mit Personen fortgeschrittenen Alters gemacht, von denen man annahm, dass ihre Erinnerung von Wichtigkeit ist.

So schön, so gut. Nach der Ernennung von P. Bede McGregor OP als Vizepostulator des Seligsprechungsprozesses von Frank Duff im Juni 1996 nahm der Prozess eine neue Wende. Das offizielle Untersuchungstribunal und ein Team von erfahrenen Ordensleuten und Laien wurden zu Richtern und Notaren ernannt. Unter Eid wurden nun formelle Interviews durchgeführt, deren Details schriftlich festgehalten, beglaubigt und unterschrieben wurden. Diese Zeugenaussagen werden dem Erzbischof von Dublin als erste Quelle für den Beweis des Lebens unseres Gründers in heroischer Tugend dienen.
Mit gütiger Erlaubnis seines Bischofs, John Magee, wurde der Verfasser dieses Artikels im September 2003 von seinen Pflichten in seiner Heimatdiözese Cloyne, Irland, entbunden, um in Vollzeit für den Seligsprechungsprozess von Frank Duff zu arbeiten. In Urlaubszeiten gelang es ihm mit Hilfe einiger Legionäre der amerikanischen Diözese Arlington, alle publizierten Schriften Frank Duffs auf Computer zu übertragen.
Schon früh hatte man erkannt, wie wichtig der Inhalt der nun verglichenen Briefe Frank Duffs war. Man sah es als unbedingt notwendig an, diese Information auf Diskette aufzubewahren, um Zugang und Forschung zu ermöglichen. Es hat sich ein Team von Freiwilligen gefunden, inzwischen sind es an die 330 aus der ganzen Welt, die in den letzten 18 Monaten mit dem Abschreiben beschäftigt sind. Bisher konnten 25.000 Briefe auf Diskette gebracht werden. Sie geben Zugang zu Frank Duffs Denken in sehr wichtigen Themen. (…)

Dank der Legionäre von Philadelphia, USA, und besonders dank Msgr. Charles Moss, konnte eine Serie von Video-Interviews, die sie 1979 mit Frank Duff geführt hatten, im Digital- und Audio-Discformat abgespeichert werden.
Um das Lesen durch allzu viele Einzelheiten nicht zu erschweren, soll es genügen, weitere Aktivitäten, die auch unternommen werden, einfach nur aufzuzählen.

  • Alle Fotos und Dias werden im Digitalformat gescannt.
  • Unveröffentlichte handgeschriebene Texte werden mit Computer geschrieben.
  • Nicht formelle Video-Interviews werden mit Leuten durchgeführt, die Frank Duff gekannt haben.
  • Zeitungsausschnitte und Artikel, die Jahrzehnte umspannen, werden gesammelt.
  • Tausende Briefe, die an Frank Duff geschickt wurden, werden analysiert.
  • Zum zweiten Mal beginnt man jetzt, das Legionsarchiv zu durchforsten.
  • Bekannt sind sie bereits als die „Aktiv-Tage“, Samstage, die mit einer Heiligen Messe beginnen und an denen 60 oder mehr Legionäre alle Ordner nach für den Prozess wertvollem Material untersuchen.
  • Alles hier Beschriebene wird vom Vizepostulator zusammengetragen und dem Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, überreicht werden.

In der Zwischenzeit ist jeder aufgerufen, das Gebet um die Seligsprechung des Dieners Gottes Frank Duff zu beten, wenn es Gottes Wille ist.

Aus: Maria Legionis 4/2005
übersetzt von Maria Cech

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