„Der Name der Jungfrau war Maria“
Pater Ludwig Müller CRVC, Geistlicher Leiter des Comitiums Freiburg
Es gibt viele Deutungsversuche des Namens „Maria“. Er ist ein häufig gebrauchter Name im Judentum. Gehen wir vom Hebräischen aus, müsste man Mirijam mit Meerestropfen (Bitterwasser) übersetzen. Bei der Übersetzung ins Lateinische würde er stilla maris bedeuten. Durch einen Schreibfehler entstand stella maris und das bedeutet Stern des Meeres oder Meerstern. Schauen wir auf die Bibel. Zum ersten Mal taucht dieser Name – Maria oder Mirijam – im Buch Exodus auf. Sie ist die Schwester des Moses. Da Mirijam in Ägypten als Sklavin geboren wurde, könnte der Ursprung des Namens dort zu suchen sein. Dann würde er bedeuten: „Die von Gott Geliebte“.
Diese Deutung gäbe einen wunderbaren Sinn im Blick auf die Gottesmutter Maria. „Die von Gott Geliebte“ würde ihre Erwählung andeuten, Mutter Gottes zu werden, nach dem lateinischen Wort nomen est omen. Der Name Maria in dieser Bedeutung hatte im Gruß des Engels eine Entsprechung. „Sei gegrüßt, du bist voll der Gnade.“ (vgl. Lk 1,28) Das würde dann auch erklären, warum die Hölle gerade vor diesem Namen so zittert, denn Luzifer und sein Anhang haben ja die Gnade, die Liebe Gottes, verloren durch ihren Stolz und Ungehorsam.
Die Ostkirche besingt in ihrem Hymnus Akathisthos das Lob Marias, dort heißt es in der zweiten Strophe: „Sei gegrüßt, du für die Widersacher heillose Wunde“ und in späteren Strophen: „Sei gegrüßt, zugrunde gehen lässt du die Verführer.“ „Sei gegrüßt, zertreten hast du den betrogenen Betrüger.“ Derselbe Hymnus besingt Maria aber auch als Stern: „Sei gegrüßt, du Stern, der offenbart die Sonne.“ Und weiter: „Sei gegrüßt, Mutter des allerheiligsten Sternes.“ Und nochmals später: „Sei gegrüßt, Morgenstern der geistigen Sonne.“
Gerade das Bild des Sternes, der dem Schiffer auf dem Meer den Weg in den sicheren Hafen weist, greift das Mittelalter auf. Beim hl. Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153) lesen wir:
„Wir wollen ein wenig über diesen Namen sprechen. Er heißt übersetzt: Stern des Meeres und eignet sich sehr wohl für die Jungfrau-Mutter. Sehr zutreffend nämlich ist sie einem Stern vergleichbar. Wie der Stern ohne Einbuße seiner selbst seinen Strahl aussendet, so hat sie als Jungfrau den Sohn geboren, ohne dass ihre Jungfräulichkeit gemindert wurde.“
Etwas später sagt er über den Stern: „Er erwärmt mehr den Geist als den Körper, lässt die Tugenden reifen und verbrennt die Laster. Sie ist, sage ich, jener herrliche, auserlesene Stern, unendlich erhoben über das weite Meer, strahlend durch Verdienste, leuchtend als Vorbild.“
Er mahnt uns, immer auf diesen Stern zu schauen, damit wir in den Stürmen des Lebens nicht untergehen. Wörtlich sagt der hl. Bernhard: „Wenn die Sturmwinde der Versuchungen daher brausen, wenn du zwischen die Klippen der Drangsale verschlagen wirst, blick auf zum Stern, ruf zu Maria! Wenn dich empor schleudern Wogen des Stolzes, des Ehrgeizes, der Verleumdung, der Eifersucht – blick auf zum Stern, ruf zu Maria! Wenn Zorn, Habsucht oder die Begierde des Fleisches deine Seele erschüttern – blick auf zu Maria! Wenn dich die Last der Sünden drückt und die Schmach des Gewissens beschämt. Wenn dich die Strenge des Gerichts schreckt, wenn du drohst von abgrundtiefer Traurigkeit und Verzweiflung verschlungen zu werden – denk an Maria!
In Gefahren, in Ängsten, in Zweifeln, denk an Maria, ruf zu Maria! Ihr Name weiche nicht aus deinem Munde, weiche nicht aus deinem Herzen! Damit du aber ihre Hilfe und Fürbitte erlangest, vergiss nicht das Vorbild ihres Wandels! Bitte sie, und niemals bist du hoffnungslos. Denk an sie, dann irrst du nicht. Hält sie dich fest, wirst du nicht fallen.“
Der Gedenktag Maria Namen im deutschsprachigen Kalender erinnert an den Sieg über die Türken vor Wien am 12.09.1683, König Johann III. Sobieski von Polen traf in Wien ein, weihte sich und sein Heer Maria und errang den Sieg. Maria will auch uns zum Siege führen.