Die Legion und der Priester
Pater Bede McGregor OP, Geistlicher Leiter des Conciliums
Allocutio vom Juli 2008
Heute möchte ich über die Berufung zum Priestertum und die Rolle der Legion in dieser besonderen Berufung sprechen.
Der Weltkatechismus zitiert bei der Beschreibung der Bedeutung des Priestertums den Pfarrer von Ars: „Der Priester setzt auf Erden das Erlösungswerk fort. Verstünde man so richtig, was der Priester auf Erden ist, so stürbe man – nicht vor Schrecken, sondern aus Liebe. Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu“. Der Priester ist der Diener der Realpräsenz Jesu auf Erden. Die ganze Bedeutung seiner Existenz liegt darin, anderen Jesus zu bringen. Wie desolat wäre die Welt ohne Eucharistie, ohne das Sakrament der Nähe und des uneingeschränkten Zuganges zu Jesus für jeden von uns.
Wie wäre die Welt voll Hoffnungslosigkeit und Entmutigung ohne das Bußsakrament, das Sakrament von Gottes unendlicher Bejahung des Sünders und der liebevollen Ermutigung, das Sakrament, mit dem der Herr persönlich seine Liebe zum Sünder verkündet, ungeachtet seiner Taten und dessen, was er von sich denkt. „Ich bin gekommen, um die Sünder zu heilen“, ist der zentrale Ruf Christi im Neuen Testament. Wie traurig wäre, es wenn die Kranken und Sterbenden dem heilenden Christus nie im Sakrament der Krankensalbung begegnen könnten. Es gibt so viele Wege, auf denen Christus in unser Leben kommt und in Gottes Plan der Vorsehung kommt er insbesondere durch den Priester.
Stellvertreter Christi
Bei der Weihe erhält der Priester den priesterlichen Charakter. Das heißt, er ist in seinem Innersten verwandelt, seine Seele ist gebrandmarkt durch die Macht, immer und überall in der Person Christi, des Hauptes des mystischen Leibes, der Kirche zu, agieren. Der Priester sagt in der Wandlung nicht „Dies ist der Leib Christi“, nein, er sagt „Dies ist mein Leib“. Und bei der Lossprechung in der Beichte sagt er nicht „Christus spricht dich los“, sondern „So spreche ich dich los“. Der Priester ist nicht ein Stellvertreter Christi, wie wenn ein Lehrer oder ein Arzt einen anderen vertritt, und er ist auch nicht der Botschafter unseres Herrn oder sein Stellvertreter. Durch die Weihe wird er Christus dem Priester zugeordnet, sodass es Christus selbst ist, der in und durch den Priester handelt.
Der Pfarrer von Ars hatte Recht, wenn er sagte, würden wir wirklich das Geschenk des Priestertums verstehen, wir würden vor Liebe sterben. Niemand wird jemals der Berufung eines Priesters gerecht.
Aber wenn wir sagen, dass die Rolle eines Priesters darin besteht, Jesus in unserer Welt gegenwärtig zu machen, erinnert uns dies an jemanden? Es erinnert uns an Maria, deren eigentliche Berufung es ist, Jesus in unsere Welt und zu jedem von uns persönlich zu bringen. Maria und der Priester haben genau das gleiche Ziel, nur verfolgen sie es auf unterschiedliche Weise. Wegen dieses gleichen Zieles muss sich der Priester an Maria halten, wenn er wirklich ein wahrer Priester ist und seine Berufung erfüllt.
Niemand bringt Jesus wirksamer in die Welt als Maria. Nur sie kann uns zeigen, wie wir eins mit Jesus sein können und wie wir ihn anderen bringen können. Das Leben des Priesters wird gründlich verarmen, wenn er die marianische Dimension vernachlässigt, nämlich Marias Mutterschaft für jeden Priester und ihre besondere Rolle in seinem inneren Leben und seinem ganzen Dienst.
Die Legion und die Priester
Und wie kommt die Legion im Zusammenhang mit der Berufung zum Priester ins Bild? Nun, die Legion hat dieselben Ziele wie der Priester, sie erreicht es aber auch auf andere Weise. Der Grund für die Existenz der Legion ist einfach, Jesus in, durch und mit Maria in die Welt zu bringen. Die Legion will an der Mutterschaft Marias für die Menschheit teilhaben. Es wäre schwer, das Ausmaß der Vertrautheit zu übertreiben, die zwischen Legion und dem Priester bestehen sollte. Maria führt beide zusammen, weil beide Jesus durch sie in die Welt bringen wollen.
Die Legion weiß ganz gut, dass der Priester seine Berufung im Rahmen persönlicher Beschränkungen und persönlicher Sünde lebt. Er trägt den Schatz in einem Tongefäß und deshalb hat die Legion einen großen Dienst für den Priester zu leisten. Die Legionäre sollten ständig für die Priester beten, vornehmlich in der eucharistischen Anbetung, die uns durch die Hände des Priesters gegeben ist. In diesem, den Berufungen gewidmeten Jahr soll die Legion auf der ganzen Welt ihr Verständnis für die Liebe zu den Priestern erneuern und sie in ihrer Funktion als geistliche Leiter der Legion ermutigen. Die Legion muss ein Ort sein, an dem der Priester die Freude an der Heiligen Schrift erfahren kann, wo er durch das vergegenwärtigte Apostolat und die Hingabe der Laien ermutigt werden kann und besonders die Gegenwart Marias unter uns erfahren kann. Ohne diesen wahren Geist der Legion wird der Priester langsam aber sicher die Legion verlassen und so werden er und die Legion viele Gnaden verlieren. Hoffen wir, dass dieses tiefe Band zwischen dem Priester und der Legion durch nichts untergraben wird!